Klaipėda - Litauen
Fernfahren und Bildung
Der Chef von der snail on wheels Spedition ist ein klein wenig Geschichtsinteressiert und so geschieht es ab und zu, wenn es seine Zeit erlaubt, dass er persönlich Aufträge ausführt. Oft bleibt er noch ein paar Stunden länger am Zielort, wohin ihn die Fracht führte, um sich näher mit den Örtlichkeiten vertraut machen zu können.
Fern fahren bedeutet auch sich zu interessieren, sich der vor sich auftuenden Bildung zu öffnen.
In die Fern fahren sollte einfach Genuss sein!
Heute führte ihn sein Lastwagen nach
Klaipėda
- eine Hafenstadt in Litauen und heisst zu deutsch Memel.
Bis 1920 war sie die nördlichste Stadt Deutschlands. In der Zwischenkriegszeit war die Stadt Zentrum des Memellandes. Die vielfältige Vergangenheit – von der Zeit des Deutschordensstaats über Preußen, Schweden, Deutschland, das Memelland und die Sowjetunion – war und ist noch heute prägendes Merkmal dieses wichtigsten litauischen Ostseehafens, ebenso wie die zentrale Lage im Baltikum.
Der Name Klaipėda leitet sich von kurisch „klais“/„klait“ (flach, frei, offen) und „ped“ (Fußsohle, Grund) ab. Er wurde 1413 erstmals schriftlich in einem Brief des Großfürsten Vytautas erwähnt (Caloypede).
Ursprung und Stadtgründung
Archäologische Funde zeigen, dass das Gebiet nach der letzten Eiszeit durch Angehörige der Hamburger Kultur, einer Variante der Magdalénien-Kultur, und durch Angehörige der südeuropäischen Swidry-Kultur besiedelt war.
Die Zeit von 4000 bis 2500 v. Chr. wird nach dem estnisch-russischen Grenzfluss Narwa Memel-und-Narwa-Kultur genannt. Seit etwa 2500 v. Chr. war die Region Siedlungsgebiet westbaltischer Stämme. Memel wurde um 1250 gegründet und war die älteste Stadt im späteren Ostpreußen.
Anfang des 13. Jahrhunderts gab es an der Mündung der Dange eine hölzerne Burg der Kuren. 1252 wurde sie vom Livländischen Orden unter Eberhard von Seyne erobert, der an gleicher Stelle die Memelburg errichtete. 1253 wurde neben der Burg unter entscheidender Mitwirkung Dortmunder Kaufleute die Stadt Memel gegründet.
Der Dortmunder Einfluss war dabei so groß, dass zuerst überlegt wurde, die Stadt Neu-Dortmund zu nennen. Die Stadtgründer baten die Stadt Dortmund, ihnen eine Aufzeichnung ihres Stadtrechts und ihrer Gewohnheiten zuzusenden.
Diese Niederschrift wurde 1252 mit dem Titel Über die Freiheit unserer Stadt erstellt. 1258 erhielt Memel dann doch lübisches Stadtrecht.
Es wurde nun urkundlich als Memele castrum (Memelburg, auch Mimmelburg) erwähnt. 1328 gingen Burg und Stadt an den Deutschen Orden über, wodurch Memel Teil des preußischen Ordensstaates wurde.
Litauen, das seit 1261 erfolgreich Widerstand gegen die Expansionsbestrebungen der Ritterorden leistete, wurde 1323 unter dem Großfürsten Gediminas zu einem mächtigen Staat.
Der litauische Großfürst Jogaila trat 1386 zum Christentum über und heiratete die polnische Thronerbin Hedwig von Anjou, womit die Polnisch-Litauische Union begründet wurde. Polen-Litauen brachte dem Orden 1410 in der Schlacht bei Tannenberg eine schwere Niederlage bei, der sich im Ersten Thorner Frieden 1411 zu hohen Reparationszahlungen verpflichten musste.
Durch die Christianisierung von Litauen war der Zweck des Ritterordens entfallen. Neue Steuern zur Finanzierung der Reparationen führten zu innenpolitischen Konflikten des Ordens mit den Ständen, die sich, voran Städte wie Danzig, Königsberg, Elbing, im Preußischen Bund organisierten und dem König von Polen unterstellten.
So kam es zu weiteren Kriegen zwischen dem Orden und Polen, in denen die Stadt Memel mehrmals geplündert oder abgebrannt wurde.
Im Frieden vom Melnosee 1422, in dem der Orden Samaiten und andere Gebiete an Polen-Litauen abtreten musste, wurde erstmals ein alternativer Name für die Stadt Memel dokumentiert: „et castrum Memel in Samogitico Cleupeda appellatum“ (und die Memelburg, auf Samogitisch Cleupeda genannt).
Albrecht von Hohenzollern wandelte den Ordensstaat 1525 in das Herzogtum Preußen um und führte die Reformation ein, so dass dieses Preußen der erste evangelisch-lutherische Staat der Welt wurde.
Memel erstarkte wirtschaftlich, bis es durch den Vertrag von Altmark von 1629 bis 1635 unter schwedische Verwaltung geriet. Im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg nahmen 1678 die Schweden Memel erneut ein und brannten es nieder. Von diesem Schlag erholte sich die Stadt nur langsam.
Im Siebenjährigen Krieg war Memel von 1758 bis 1762 von russischen Truppen besetzt. Danach folgte eine Zeit der wirtschaftlichen Erholung, bedingt durch einen Ausbau der Holzwirtschaft für den Schiffbau.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verfügten die in Memel niedergelassenen Reeder über 97 Handelsschiffe. Ein weiterer wirtschaftlicher Aufschwung, auch infolge der Blockade Russlands im Krimkrieg, wurde 1854 von einem Großfeuer, das weite Teile der Stadt vernichtete, nur kurzzeitig unterbrochen.
Im Ersten Weltkrieg besetzte die Kaiserlich Russische Armee 1915 kurzzeitig (vom 18. bis zum 25. März) die Stadt. Dabei wurden Zivilisten ermordet und verschleppt.
Die Kriegsverbrechen in Memel wurden in Deutschland genutzt, um russenfeindliche Stereotypen zu bestärken.
Französische Verwaltung
Auf Betreiben Frankreichs wurde im Friedensvertrag von Versailles in Artikel 99 festgelegt, dass das Memelgebiet ohne vorherige Volksabstimmung vom Deutschen Reich abgetrennt und unter internationale Verwaltung gestellt werden sollte.
Diese Entscheidung wurde mit dem Umstand begründet, dass etwa die Hälfte der Einwohner des Memelgebietes litauischer Muttersprache waren.
Im sogenannten Akt von Tilsit hatte 1918 eine kleine Minderheit von litauischen Intellektuellen die Angliederung an Litauen gefordert. Die Bestimmung trat am 15. Februar 1920 in Kraft und führte zu einer autonomen deutschen Verwaltung unter französischer Herrschaft (Völkerbundsmandat).
Litauen (zwischen den Weltkriegen)
Zeitgleich mit Beginn des deutsch-französischen Konfliktes um die Ruhrbesetzung nahmen im Januar 1923 als einheimische Aufständische getarnte Angehörige von Schützenvereinen und regulären Truppen Litauens das Memelland in Besitz, ohne dass die französische Garnison Widerstand leistete.
Die Litauer benannten Memel in Klaipėda um und annektierten im Jahr darauf das nun Klaipėda-Bezirk genannte Memelland.
1925 garantierten die Siegermächte (Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan) die Memelkonvention, einen Sonderstatus des Memellandes, der die Autonomie der deutschen Bevölkerung unter litauischer Verwaltung sicherstellen sollte.
Deutsches Reich (Zweiter Weltkrieg)
Litauen gab die Stadt Memel zusammen mit dem Memelland zum 22. März 1939 nach einem deutschen Ultimatum an Deutschland zurück.
Dabei erhoffte sich die litauische Regierung Hilfe von Deutschland gegen Polen im Hinblick auf eine Rückgewinnung der ehemaligen Hauptstadt Vilnius, welche 1920 von Polen annektiert worden war.
1941 wurden im Memelland Truppen zum Krieg gegen die Sowjetunion zusammengezogen, die 1940 Litauen annektiert hatte.
Die Stadt Memel wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe und Kampfhandlungen zur Hälfte zerstört und nach Evakuierung der Zivilbevölkerung vor der herannahenden Roten Armee im Oktober 1944 von der Wehrmacht im Januar 1945 aufgegeben.
Litauen (seit 1990)
Kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion wurde Litauen 1990 unabhängig und machte Klaipėda zu einer freien Wirtschaftszone.
Seitdem erlebte die Stadt einen starken Wirtschaftsaufschwung, der bis heute anhält und sich zu einem nicht geringen Anteil darauf gründet, dass das Kaliningrader Gebiet eine russische Exklave ist und somit außerhalb des EU-Gebiets liegt, was die dortigen Grenzabfertigungen kompliziert und den Standort Klaipėda somit attraktiver macht.
∞ Quelle
Von einem wunderbaren Hafen hinaus auf das offene Meer geschaut, weckt Sehnsucht nach der grossen weiten Welt. Die Architektur von Klaipėda ist durch die Stile der zahlreichen Eroberer im Laufe der Jahrhunderte geprägt. Von niederländischen Windmühlen, bis hin zu deutschen Fachwerkhäusern, sowie moderne Hochhäuser ist alles vorhanden. Ein Mix aus Geschichte und einem Hauch von Nostalgie vergangener Zeiten durchflutet die kleinen, mit Kopfsteinpflaster belegten Gassen.
Am Horizont gleiten grosse Frachtschiffe und kommen immer näher, damit sie in den Hafen einlaufen können und die luxuriösen Segeljachten wiegen sich in den Wellen vor den weiten Sandstränden, mit denen Klaipėda gesegnet ist.
Phänomenal gutes Essen beglücken nicht nur den Gaumen, sondern auch den Speicherplatz um die Hüften.
Interessant ist, dass es in Klaipėda überall an Kunst nicht zu mangeln scheint. Steinerne Mäuse schauen den Betrachter kritisch an, aus Stahl handgefertigte Katzen stolzieren auf Steinmauern umer oder auf dem Boden verankerte Betonbälle sind immer eine Überraschung für den Besucher. Mal schaut auf dich grimmig eine Echse von einer Hauswand hinab oder es steigt eine Nixe aus Stahl aus dem Hafenbecken und sonnt sich am Rande des Bürgersteiges.
Seen, Wälder und beschauliche Eckchen in der Natur umringen diese historisch interessante Stadt. Urlaubsgedanken kreisen umher.
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