Katastrophe! Sophies Wutanfall


Katastrophe!
Wird Sophie kündigen? Die Stimmung im Hauptsitz der Spedition ist auf dem Tiefpunkt angelangt und die Situation eskaliert.


Benjamin sitzt schon seit fünf Uhr am Morgen in seinem Büro. Der Grund ist ein neuer Auftrag. Ein neuer Schwerlasttransport steht an.

Die letzten Wochen waren er und sein Planungsteam die meiste Zeit mit dem Auftrag beschäftigt. Es wurde gemessen, ausgewertet, diskutiert, Ideen und Planungen verworfen und neu erstellt.

Nun scheint der Punkt gekommen zu sein, dass die Planung perfekt ist und der Auftrag ausgeführt werden könnte.
Benjamin überprüft an diesem Morgen noch einmal sämtliche Dokumente und Berechnungen.

Kann der Auftrag wirklich umgesetzt werden oder
verdrängen an diesem Tag wichtigere Dinge alles?


Sophie kommt wie jeden morgen pünktlich um acht Uhr in der Spedition an und wundert sich, dass ihr Chef schon hier ist. Nachdem sie die wichtigsten Angelegenheiten, die sich im Laufe es gestrigen Abends noch und am frühen Morgen schon angesammelt haben, gesichtet hat, öffnet sie kurz nach neun Uhr Benjamins Bürotür mit einem Aktenordner unter dem Arm. Die Morgensonne fällt direkt hinter ihm auf seinen Rücken und beleuchtet seinen Kopf, so dass sein grau meliertes Haar hell leuchtet.

Benjamin. Wir müssen miteinander reden. Benjamin`s Kopf hebt sich keinen Millimeter von den Unterlagen, die vor ihm liegen. Sophie versucht es noch einmal:

Benjamin? Hallo! Ich rede mit dir!

Mh? Kommt es brummig in ihre Richtung zurück. Wir müssen endlich miteinander reden. Nicht jetzt. Ich habe zu tun.

Du hast immer etwas zu tun, Benny. Sophie sagt diesen Satz mit einem vorwurfsvollen Klang. Wir müssen endlich zusammen reden. Verstehst du? Benjamin fühlt sich in seiner Arbeit gestört und sagt ungeduldig, fast genervt zu Sophie: Um was geht`s?

Um die Urlaubsplanung und um eine Neueinstellung. Sophie stand immer noch vor seinem Schreibtisch, den Ordner unter ihrem Arm.

Mach doch. Hast du seit Beginn an gemacht. Wo ist das Problem?

Das ist nicht so einfach! Die Firma ist die letzten Monate gewachsen, Benjamin. Wir haben mehr Leute da draussen auf den Strassen. Sonst verlieren wir unsere Aufträge. Wir brauchen wen im Büro. Eine zweite Kraft.

Das hat die letzten Jahre mit dir immer geklappt. Hast du doch gut gemacht. Mit kräftiger Stimme sagt Benjamin weiter: Sophie! Ich habe für so einen Kleinkram keine Zeit. Okay?

Nun bricht es aus Sophie heraus:

Du nennst das Kleinkram, ja? Die letzten vier Jahre habe ich keinen Urlaub bekommen. Ich war immer für die Firma und ihren Aufbau da. Was denkst du eigentlich wie das alles klappen soll, wenn ich auch einmal freie Tage habe und das sind gewiss nicht nur zwei, sondern das sind Wochen. Dir ist schon bewusst, dass mir Urlaub zusteht? Die Arbeit wird immer mehr, ich mag nicht mehr. Ich habe keine Freizeit, ich bin Sonntag wie Feiertage erreichbar!

Immer noch kommt keine nennenswerte Reaktion von Benjamin. Sophie beginnt innerlich zu kochen und der innerliche Druck lässt seinen freien Lauf.

Ihre Stimme wird ungewöhnlich laut:

Du hast keine Ahnung von Personalführung. Keine neue Bürokraft zur Entlastung? Kein Urlaub für mich? Das ignorierst du? Nun gesellen sich zu der immer lauter werdenden Stimme noch Tränen zu ihrer Gardinenpredigt:

Dann wirst du bestimmt auch ignorieren, dass du mir vor zwei Jahren das Gehalt für eine Ganztagestätigkeit versprochen hattest, denn ich bin bei dir als Halbtagskraft angestellt und warte seit deinem Versprechen vergebens, dass du erstens den neuen Vertrag unterschreibst und zweitens mir auch mein entsprechendes Gehalt auszahlst. Ausserdem kann es nicht schaden, wenn du einmal hinter das Firmengebäude schauen würdest. Janne baut nämlich eine Art persönlichen Schrottplatz bei uns auf.

schrott_automobil_blog_snail_on_wheels_spedition
Janne, der den Fuhrpark der snails unter seinen Schraubenschlüsseln hat
schleppt Schrottautos auf das Gelände. Ob das Benjamin gut heissen wird?


Daraufhin wirft sie ihm den Ordner auf seine Unterlagen, dreht sich um und die Tür hinter ihr knallt zu.

Eine dicke weisse Wolke am Horizont
stellt sich vor die strahlende Sonne
und der Bürokomplex der
snail on wheels Spedition
wird in einen grossen Schatten gehüllt.


Benjamin sitzt verdattert auf seinem Bürostuhl, starrt erst auf den Ordner, danach auf die geschlossene Tür. So hat er Sophie noch nie erlebt und steht auf, um in ihr Büro zu gehen.

Sophie, das ist doch alles halb so wild! Da brauchst du doch nicht so einen Wind machen.

Sophie`s Stimme überschlägt sich fast unter einem Meer von Tränen.

Ich mache keinen Wind!

Dann such doch so ne Bürotante, dann kannst du in Urlaub, du hast doch freie Hand. Ich rede dir in nichts rein, das weisst du auch!

Sophie wischt sich ihre Tränen mit dem Handrücken ab und schluchzt trotzig:
Ich mache hier ab heute nur noch Dienst nach Vorschrift, damit du das weisst. Ausserdem will ich rückwirkend mein Geld für die Ganztagesstelle. Bis eben galt der veränderte Vertag von mir, ab morgen gilt Urlaub für mich. Das wären dann mindestens 12 Wochen Freizeit für mich.

Du, das mit dem Vertrag und dem Lohn habe ich komplett vergessen.
Entschuldige bitte. Was machst du da?
In Benjamin startet ein innerliches emotionales Chaos, als er mitansehen muss, dass Sophie ihren Schreibtisch aufräumt und ihre Handtasche packt. Nachdem der Reissverschluss ihres Täschchen ein Ratschgeräusch absolviert, sagt sie triumphierend: Nach was sieht es denn aus?

Können sich Sophie und Benjamin wieder verstehen
und was macht der Fremde in der Spedition?


Das sieht nach einem richtigen Ehestreit aus. Sie verlässt dich, mein Junge. Im Büro steht ein Mann mit einem schwarz-weiss karierten Hemd, und beide füllen den ganze Türrahmen aus. Die dunklen Augen des Mannes sehen dabei Benjamin scharf an. Langsam erhellt sich der Himmel wieder und das Büro wird von der Sonne begrüsst. Mit ausgestreckter Hand reicht der Unbekannte Sophie ein Taschentuch und sie rupft es ihm aus der Hand. Ein leises „danke“ wird vom Schneuzen in das Tuch verschlungen.

Zu Benjamin gewandt sagt er mit dunkler, kräftiger Stimme:
Mein Name ist Malcolm und ich bin vor wenigen Wochen aus den Staaten her gekommen nach die Netherlands. Meine Frau ist Buchhalterin. Nummer? Benjamin signalisiert ihm mit einem Blick, dass er die Telefonnummer Sophie geben soll. Sie jedoch schlängelt sich von ihrem Schreibtisch hervor, stolziert zwischen den beiden Männern hindurch und verlässt den Raum. Malcolm schaut Benjamin an und sagt: Ich komme morgen wieder, geh ihr hinterher und regle das.

Beide Männer gehen langsam die Treppe der Spedition hinunter.
Wie lange seid ihr beiden schon zusammen? Ich schätze so um die sieben Jahre. Das sind diese berühmt berüchtigen verflixten sieben Ehejahre. Benjamin bleibt wie angewurzelt stehen und ringt nach Luft, bekommt keinen Ton heraus. In ihm herrscht eine art Achterbahn der Gefühlt. Malcolm, der drei Stufen tiefer von Benjamin steht, dreht sich zu ihm um und tupft auf sein Shirt: Junge! Du bist so richtig blind! Die liebt dich und du hast auch ein Auge auf ihr. Nie bemerkt? Der Frauenversteher schwebt fast die letzten Stufen zur Haupteingangstür hinab und verabschiedet sich mit den Worten: Regle das mit ihr, ich melde mich morgen wieder.

Sind Sophie und Janne ein Paar?
Was haben die beiden miteinander zu tun?


Benjamin tritt auf den Hof und seine Augen suchen Sophie. Ihr Wagen steht noch auf dem Parkplatz. Also kann sie noch nicht gegangen sein. Er sucht nach einem lockigen Rotschopf.
Das grosse Garagentor von Janne`s Werkstatt steht offen, Musik dringt aus den Hallen hinaus und Benjamin sieht Sophie an Jannes Oberkörper lehnen. Er wiederum hat seinen Arm um sie gelegt. Wut steigt in Benjamin hoch und er dreht sich um.

parkplatz_snail_on_wheels_spedition_2020
Sophies Auto steht immer noch auf dem Firmenparkplatz. Wo ist sie nur?


Wenig später aus seinem Bürofenster hinausschauend, kommt Benjamin ins Grübleln. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen die beiden über den Hof gelaufen. Sie setzt sich in ihr kleines Autochen und Janne lehnt seinen linken Arm auf das Wagendach. Darauf ruht nun sein Kopf. Die beiden reden für Benjamins Empfinden ein klein wenig zu lange miteinander. Sophie startet den Motor und fährt weg. Janne geht langsam über den Hof Richtung seiner Garage zurück und schaut zu Benjamins Bürofenster hoch. Beide Augenpaare treffen sich. Janne zeigt ihm ganz deutlich den Mittelfinger.

gimbel_vogel_buero_fenster_spedition_snail_on_wheels
Herr Gimbel schaut durch das Bürofenster Benjamin beim Nachdenken mit zu.


Wird die Spedition eine Mitarbeiterin verlieren oder
kann Benjamin die Wogen mit Sophie noch glätten?


Benny sackt in seinen Bürostuhl und starrt eine zeitlang nur auf den vor ihm liegenden Ordner. Es scheint, als ob ihm der kleine Gimbel, der angeflogen ist und sich auf das Fensterbrett niedergelassen hat, von dort aus zuschaut.

Nach einigen Minuten greift seine Hand den Ordner und er blättert die Unterlagen durch. Liest, rechnet im Kopf, liest wieder, schaut sich ein anderes Dokument an. Dabei legt sich seine Stirn immer mehr in kleine Falten und Benjamin gesteht sich ein, dass alleine die Personalorganisation ein nicht unerheblicher Anteil von Arbeit darstellt. Für ihn alles ein Kuriosum, da er sich nie mit dieser Angelegenheit weder im Groben, noch im Detail beschäftigt hatte.

schrottplatz_blog_snail_on_wheels_spedition_2020_unfall_metall
Welche Dimensionen nimmt der Schrott vom Sammler Janne auf dem Firmengelände an?


Ihm fällt der Arbeitsvertrag von Sophie in die Hände. Ja, es steht hier schwarz auf weiss, sie wartet seit zwei Jahren auf die Erneuerung des Vertrages. Benjamin atmet schwer. Er ärgert sich über sich selbst. Das nächste Dokument enthielt Aufzeichnungen über ihre Arbeitszeiten. Was Benjamin nie aufgefallen ist, Sophie hat weder Feiertage, noch ein langes Wochenende für sich in Anspruch genommen.

Fein säuberlich waren die Ereignisse von ihr notiert worden.
Es liest sich wie ein Tagebuch.


Sonntag, den 24. Dezember / 7.00 Uhr
Jaroslaw hat Motorprobleme und ruft mich an. Soll in einer Werkstatt Nähe Kaliningrad anrufen. Er spricht ja kein russisch. Ende der Veranstaltung endlich um 20.20 Uhr!!

Ostermontag, den 13. April / 5.00 Uhr
Bin bei meiner Mama in Groningen, Benjamin klingelt durch. Er sucht Unterlagen für die Fahrt morgen. Keine Erklärung durch das Telefon hilft. Ich fahre ins Büro und übergebe sie ihm. Tag gelaufen.

2. Juli / 3.00 Uhr
Habe mich auf ein freies Wochenende gefreut. Der Neue ruft an. Er ist kurz vor Rom liegen geblieben. Wahrscheinlich Getriebe. Ich mache den Abschleppdienst für ihn klar. Er kann kein italienisch oder englisch. Ende der Veranstaltung 17.00 Uhr. Der Neue steht endlich in der Werkstatt.

Freitag - Samstag, den 6.+ 7. August / 18.00 Uhr
Brüderchen heiratet am Samstag endlich seine Eva-Louisa. Benjamin ruft am Freitag kurz nach 18 Uhr an und hat einen Auftrag angenommen. Ich muss fahren. Er hat vergessen, dass er morgen früh auch los muss. Ich bin nicht bei der kirchlichen Trauung meines kleinen Bruders dabei : ((

Freitag - Samstag, den 26. + 27. September / 22.30 Uhr
Benjamin ruft an und braucht morgen ab Nachmittag bis spät Abends eine Frau an seiner Seite. Es geht um diese Hilfsaktionsparty auf der Spenden gesammelt werden, damit die Aktion finanziert werden kann.

Die Notizen beinhalten nur solche Ereignisse und Benjamin spürt in sich Scham aufsteigen. Das alles hat er bisher komplett ausgeblendet. Sophie war für ihn im Grunde Normalität. Er hat bis eben nicht einen Tag den Menschen, die Frau hinter dem Schreibtisch gesehen.

Am späten Nachmittag entschliesst sich Benjamin zu Sophie nach Hause zu fahren. Den Arbeitsvertrag hat er unterschrieben in der Jackentasche. Doch bevor er bei ihr vorbei kommt, besucht er einen Blumenladen.

Wird es eine Unterredung zwischen den beiden geben können?
Kann Benjamin Sophie überzeugen wieder in die Firma zurück zu kehren?


reifen_2020_janne_blog_snail_on_wheels_spedition
Sogar alte Radladerreifen sammelt Janne.





Interesse an Neuigkeiten unserer Spedition?
Dann fahre zur Übersicht
Blogbeiträge