Katastrophe! Mittendrin eine Baustelle


Katastrophe!
Unangemeldete Baustelle am Tag eines Spezialtransportes


Der Chef kriegt einen Koller. In der Strasse, in die der Schwerlasttransport durchfahren muss, wurde in der Nacht eine wichtige Strassenbaustelle aufgebaut. Was nun?


Im Büro von Benjamin ziehen dunkle Wolken auf. Man kann hören, wie er den Telefonhörer auf das Telefon auf knallt und ein lautes
„Aaaahhhh!“ lässt das Gebäude erzittern. Sophie, deren Büro gleich neben Benjamins Reich liegt, zieht die Schultern hoch, so, als ob sie ihren Rotschopf darunter verschwinden lassen möchte.

Richard, der vor Sophies Schreibtisch steht, schaut sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und murmelt leise:
„Da scheint was schief gelaufen zu sein.“

Richard, dessen Kopfhaare sich im Laufe der Jahre verabschiedet haben, geht langsamen Schrittes zu Benjamin`Büro hinein und Sophie tippelt versteckt schutzsuchend hinter ihm her.

„Nicht auszuhalten!“ - „Was`n los, Chef?“ Sophie tritt hinter Richard hervor und lehnt sich an den Türpfosten an.

„Es geht um den Frankfurter Transport. Den mit dieser überdimensionalen Raupe für diese Strassenbaufirma. Die Strecke wurde in Kenntnis der Kurvenradien und Überstände elektronisch vermessen, es passte alles. Wirklich alles! Jede Kurve, jeder Stein, jeder noch so überflüssige Mülleimer an der Laterne wurde geprüft. Wir waren doch vor Ort, die ganze Mannschaft. Alles war tutti! Diese dämliche Ampelanlage ist heute morgen, also die an dieser kleinen Kreuzung wenn du von der Autobahn runter fährst, du weisst schon welche ich meine, auch abgebaut worden.“

Richard nickte Benjamin zu.

„Diese Leuchtreklame mit der Tante drauf, die mit den... du weisst schon... wurde heute morgen auch demontiert und diese Strassenschilder an der Hauptstrasse entlang. Alles war perfekt, echt! Alles!!“

„Und? Was ist passiert?“

„Matthew steckt fest.“ Jetzt kam Benjamin so richtig in Fahrt. „Diese Idioten! Die haben doch tatsächlich in der Nacht auf der Tour eine Baustelle aufgestellt und haben nicht Bescheid gegeben. Mittendrin. Echt. Direkt auf der Routenstrasse. So ein Ding über einen Kanaldeckel. Da ist unten in den Rohren irgendetwas geplatzt und die müssten das so schnell wie möglich reparieren. Solche Idioten von der Stadt. Ich kriege Würmer. Warum tu ich mir so was nur an? Warum?“ Benjamins Gesicht verschwindet hinter seinen Handflächen und sein Kopf schüttelt sich hin und her.

Sophie, die immer noch am Türrahmen lehnt, meint beschwichtigend:
„Da kannst du doch nichts dafür. Wir haben unsere Arbeit doch völlig korrekt gemacht.“

„Das weiss ich alles, Sophie, trotzdem geht es jetzt nicht weiter. Der kommt mit seiner Kiste an dieser dämlichen Baustelle nicht vorbei.“

Mit verzweifelter Tonlage fährt er fort: "Einmal mit Profis arbeiten. Nur einmal!"

In Sophies Büro klingelt das Telefon.

„Benjamin?“ Ruft sie rüber in das andere Büro. „Matthy will rückwärts fahren und eine Strasse vorher abbiegen. Es sind doch nur noch diese Strasse und diese Querstrasse, dann ist er doch beim Kunden.“

„Spinnt der?“ Brüllt Benjamin, steht dabei aber schon neben Sophie und nimmt ihr ruppig den Hörer aus der Hand. „Matthew, für so ne Kacke haben wir keine Genehmigung! Verstehst du? Wir kommen in Teufels Küche. Du kannst nicht zurück setzen mit dem Geschoss ohne Genehmigung und kreuz und quer durch die Landschaft gurken. Du kommst da nicht durch, hörst du? Wir haben dort nichts ausgemessen! Null, nada, niet! Du weisst gar nicht ob du in diese Seitengassen durch passt mit deinem Transport.“

Auf einmal ist Benjamin still und scheint einfach zu zuhören.
„Gib mir den Typ mal bitte.“ Und diese Stille währt recht lange. Fast zu lange.

Richard schaut Sophie an, so als ob er sagen wolle, das sich da was tue.

„Ja, hier Benjamin. Wir werden nicht in die Seiten…“ Weiter kam Benjamin mit seinem begonnenen Redevortrag nicht, denn er lauschte nur noch, was die Person am anderen Ende der Leitung sagte. „Ausserdem wurde dort nicht gecheckt, ob wir da durch passen oder nicht. Das ist ein immenses Risi…!“ Wieder Stille im Raum, die durch ein leises:

„Ja. Gut. Dann ist das okay.“

Leise fluppt der Hörer auf den Apparat und drei Personen stehen mucks Mäuschen still in Sophies Büro.

„Schwertransport leicht gemacht. Ihre snails on wheels Spedition!“ säuselt Benjamin erfreut durch die Räume. „Es machen alle mit, sämtliche Behörden, die Polizei, die Begleiter, der Kunde. Matthew geradewegs zum Kunden.

FFFFF - Die sind die ganze Zeit rumgerannt und haben diskutiert und alle sind sich einig, die Baustelle muss abgebaut werden. Es war die Schuld des Strassenbauamtes, dass die unseren Transport nicht beachtet haben. Wir haben nur zwei Stunden Verspätung!“

Richard dreht sich zum Kaffeeautomaten um, schenkt drei Tassen ein und reicht zuerst Sophie eine, danach dem nun strahlenden Benjamin, der wieder in seinem Bürostuhl versinkt. Richard geht ihm nach.

„Das ist nichts für mich, Richard. Das sag ich dir. Ich sterbe jeden Tag nur für so einen Kram. Ich fass es nicht. Eine Baustelle ohne uns Bescheid zu geben. Ey, wo leben wir denn hier? Ich muss für jeden Scheiss ein Papier vorlegen und die machen gerade was sie wollen.“

freiefahrtohnebaustelle
Nicht jede Fahrt ist eine freie Fahrt.
Für einwandfreie Auftragsausführungen braucht es
keine unangekündigten Baustellen auf den Strassen.
Das Foto ist kurz vor Riga, Lettland, entstanden.


„Reg`dich nicht auf. Hat doch geklappt. Du weisst doch, unsere Auftraggeber haben bei uns einen Partner, der genau weiss, wie sich ihre Fracht transportieren lässt.“ Sophie, die mit ihrer Kaffeetasse wieder mit im Büro von Benjamin steht, fügte hinzu:

„Sicher, zuverlässig, termingerecht und präzise - das sind wir snails.
Wir kümmern uns!“


Benjamin schaut zu Sophie auf und schliesst seine Augen, dabei atmet er tief durch. Bevor er etwas sagen kann rasselt in rasantem Tempo neben ihm das Telefon. Benjamin`s Schulter fallen zusammen und er stöhnt:

„Nicht schon wieder so einen Drops, bitte nicht!“
Seine Hand greift zum Hörer, der schnell an seinem rechten Ohr klebt:

snail on wheels Spedition! Ihre zuverlässige, termingerechte und präzise Spedition. Wir transportieren alles - bis auf Spiegeleier! Hier Benjamin am Apparat, was darf ich gegen Sie tun?“

Im Büro bricht schallendes Gelächter aus und Richard schiebt Sophie in ihr Büro.

Das sind die
snail on wheels - wie sie im Alltag schimpfen, lachen und weinen!


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